Zum Jubiläum…
100 Jahre Universität Hamburg und 111 Jahre Kolonialinstitut
Heute wollen wir diese Universität würdigen, doch was ist ihr eigentlich würdig? Ihr, die sowohl Produkt von Kolonialbestrebungen und Kapitalinteresse als auch der Bestrebungen nach Gleichheit mit der Revolution 1918 und ihrem Verrat durch die Sozialdemokratie ist. Ihr, in der Humanistinnen wie Ernst Cassirer und Martha Muchow lehrten, Andere später im Widerstandskreis der Weißen Rose aktiv waren und faschistische Professoren und Studenten Bücher verbrannten und Kolleginnen denunzierten. Ihr, die 1968 demokratisiert und erneuert wurde und trotzdem weiterhin Täter und deren menschenfeindliche Ideologie beherbergte. Ihr, die sich bis heute zwischen Humankapital-Produktion und der Subjektbildung bewegt.
Die Erinnerung und Reflexion dieser widersprüchlichen Geschichte zur Eroberung der Welt der Kultur, wie es bei Cassirer heißt, kann Ausgang einer solchen Würdigung und Positionierung der Universität für die Selbstbefreiung der Menschen in Zeiten von wachsender Ungleichheit und ökologischer Krise sein.
Die Einladung Schäubles dagegen, der die mageren Jahre predigt, die heute als Austeritätspolitik oder schwarze Null Ungleihheit vergrößert und Humanität vernichtet, der siebzig Jahren nach dem Morden der Wehrmacht in Griechenland wieder eine Entwicklung dieses Landes aus Deutschland diktierte, bedeutet die Negation dieser Geschichte.
Aus ihr gelernt zu haben, heißt dagegen der Inhumanität und der fortschreitenden Selbstentmündigung zu widersprechen – sich zu organisieren, um diese Universität neu zu konstituieren. Damit wir gemeinsam die mageren Jahre beenden und zur Entwicklung einer humanen, demokratischen und gerechten Gesellschaft beitragen!